Mai 12

Tartan Stoff – Das klassische schottische Textildesign

Der schottische Humorist Cliff Hanley hat einmal geschreiben, daß sobald ein Auswanderer schottisches Hoheitsgebiet verlässt, verwandelt sich seine Haut in Tartan. Auf gewisse Weise hatte er Recht, denn für die große internationale Familie von Schotten und deren Nachfahren repräsentiert Tartan alles was bewundernswert ist, in dem Land ihrer Väter. Tartan ist wohl das einzige Textildesign der Welt, von dem ein kleiner Schnipsel ausreicht, um ein Gefühl von Stolz und Identifikation hervorzurufen.

Tartan ist ein typisches Webmuster für Stoffe, bei dem durch die Verwendung von unterschiedlich eingefärbten Fäden beim Weben eine spezielle Abfolge von Farbtönen in Karomuster entsteht.

In Schottland wurden Tartans dazu benutzt, die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Clan auszudrücken. Die Eindeutige Zuordnung bestimmter Tartans zu den jeweiligen Clans begann im 16. Jahrhundert, bis dahin waren die Muster vor allem regional unterschiedlich. Die offizielle Registrierung von Clan-Tartans begann aber erst im Jahre 1815 durch die Highland Society of London.

Im Jahr 1746 wurde durch den sogenannten Dress Act den Bewohnern der Highlands das Tragen von Tartans unter Strafe verboten. Dieses Gesetz war Bestandteil einer Strategie der englischen Besatzer, die schottische Highlandkultur zu unterdrücken und hatte bis ins Jahr 1782 Bestand. Im 19. Jahrhundert erlebte der Tartan dann ein Revival, als die Highlandkultur bei der britischen Oberschicht in Mode kam.

Heutzutage werden Tartans nicht mehr nur für schottische Kilts, sondern auch in der zeitgenössischen Mode, wie z.B. von den britischen Herrenausstattern Burberry und Barbour, und als Bezugsstoff für klassische englische Sessel und Sofas verwendet.

Die ältesten Tartans wurden übrigens nicht in Schottland endeckt, sondern mit den Mumien von Ürümchi, 3000 Jahre alte kaukasische Körper, die im Wüstensand im Süden Chinas gefunden wurden.

Apr 11

Art Deco Clubsessel

Die Entstehungszeit des sogenannten Art Deco Clubsessels liegt zwischen den beiden Weltkriegen, also den Jahren von 1920 bis 1940, die man als Art Deco bezeichnet. Der Begriff Art Deco ist eine Abkürzung der Phrase Arts Décoratifs aus dem Französischen, was in etwa verzierende Künste bedeutet. Hierbei handelt es sich um eine Bewegung in der Design-Geschichte, die die Formgebung von Objekten aus den verschiedensten Bereichen wie z.B. Architektur, Fahrzeuge, Möbel, Mode, Schmuck und Wohnaccessoirs beeinflusst hat. Dem Art Deco liegt weder ein eindeutiges Stilmerkmal noch eine eindeutige stilbildende Anschaung zugrunde, es handelt sich vielmehr um die gestalterische Verbindung der Eleganz der Form, der Kostbarkeit der Materialien sowie der Sinnlichkeit der Thematik. Vieles davon war bereits im Jugendstil vorhanden, insbesondere im französichen.

In Europa versetzte der Zweite Weltkrieg dem Art Deco Stil ein abruptes Ende, denn die Stimmung während der Kriegszeit sowie in der unmittelbaren Nachkriegszeit entsprach nicht einem derartigen Luxus. In Amerika hingegen überdauerte der Stil den zweiten Weltkrieg, insbesondere in New York und Hollywood, und beeinflusste noch das Design der 50er Jahre, wie in der seinerzeitigen Gestaltung von Gebäuden und Automobilen zu sehen ist.

Der klassische Art Deco Sessel ist ein stapazierfähiger und voll gepolsterter Luxussessel ohne Sichtholz, der urspünglich für den Einsatz in Clubräumen, insbesondere in englischen Gentlemen’s Clubs der 20er und 30er Jahre, angefertigt wurde.

Anfangs wurden Art Deco Clubsessel typischerweise mit Leder bezogen, wobei handgefärbtes und handpatiniertes Leder, also nach dem Beziehen des Sessels von Hand eingefärbtes Leder, dem Sessel wesentlich mehr Charakter gibt als industiell gefärbtes Leder und diese Stücke so einzigartig macht. Ein Bezug mit Stoff war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eher selten und wurde erst in den 50er und 60er Jahren nachgefragt, wobei insbesondere edler Velour und Flachgewebe zu Einsatz kam. Heutzutage wird für den Bezug dieser Sessel in der Regel ein Lederbezug bevorzugt.

Apr 01

Der Windsor Stuhl – Ein Klassiker der englischen Möbelkultur

Eine Legende besagt, dass König George II (1683 bis 1760), als er während eines Jagtausfluges in der Nähe von Schloß Windsor Schutz vor einem Sturm suchend das Haus eines Bauern erreichte, ihm ein einfacher Stuhl als Sitzgelegenheit angeboten wurde. Der Sitzkomfort und die Schlichtheit dieses Stuhles beeindruckten den König so sehr, daß er anschließend seine Möbeltischler anwies, solche Stühle für das Schloß anzufertigen. Damit war der Vogue rund um den Windsor Stuhl geboren.

Die ersten Windsor Stühle wurden wohl gegen Ende des 17. Jahrhunderts in der Umgebung von Windsor angefertigt, einer Stadt in der englischen Grafschaft Berkshire, wo sich auch Windsor Castle, die Residenz der königlichen Familie, befindet. Der tatsächliche Ursprung lässt sich jedoch weder für das Design der Stühle noch für ihre Bezeichnung genau belegen, da seinerzeit praktisch nichts über derart schlichte Möbel ländlicher Herkunft niedergeschrieben wurde. Der Begriff ist wahrscheinlich aus dem Angebot dieser seinerzeit preiswerten und massenhaft hergestellten Stühle auf dem Markt von Windsor hergeleitet, wohin die Stühle aus den verschiedenen Werkstätten rund um die Stadt zum Verkauf verbracht wurden. Sie könnten ihren Namen aber auch ihrer Verwendung in den Gärten von Windsor Castle verdanken.

Erstaunlicherweise lässt sich die früheste Aufzeichnung in Nordamerika finden, wonach ein Kaufmann namens John Jones aus Philadelphia gemäß einem Inventar Windsor Stühle besaß. Es gibt jedoch keine Gewissheit, dass es sich dabei um eine Referenz an den gleichen Typ von Stuhl handelt, den wir heutzutage unter einem Windsor Stuhl verstehen. Man glaubt nämlich, daß Windsor Stühle erstmals 1726 in Amerika aufgetaucht sind, als Patrick Gordon in Philadelphia zum Lieutenant Governor von Pennsylvania ernannt wurde. Dieser brachte mit seinem Hausrat unter anderem einen Satz Windsor Stühle aus England mit. Die Kolonialisten waren von den Stühlen so fasziniert, daß sie begannen diese nachzubauen.

In England lässt sich der Begriff im Jahr 1718 finden, als der englische Gartenarchitekt und Autor Steven Switzer (1682 bis 1745) in einer Abhandlung über Gartengestaltung einen formalen Garten beschreibt, in dem sich ein Windsor Stuhl befindet. Und im Jahr 1724 schildert Lord Percival (1683 bis 1748), der Earl of Egmont, einen Spaziergang durch einen Garten, bei dem seine Frau auf einem Windsor Stuhl getragen wurde. Eine weitere frühe Referenz ist die Werbung des Stuhlbauers John Brown of St. Paul’s Churchyard mit den Worten: „Windsor Gartenstühle, in allen Größen, grün lackiert oder naturfarben“. Eine frühe Illustration eines Windsor Stuhls läßt sich auf einem Gemälde des Malers Jacques Rigaud aus dem Jahre 1733 finden.

Im 18. Jahrhundert wurden Windsor Stühle häufig als Gartenbestuhlung verwendet, weshalb viele seinerzeitige Exemplare mit einem grünen Farbton versehen waren.

Brachte man Windsor Stühle anfänglich mit der Arbeiter- und Mittelklasse in Verbindung, so wurden diese schnell für die Verwendung in den besten Häusern Englands angenommen. Vieleicht handelt es sich dabei um das erste Mal in der Geschichte der Möbelkultur, daß ein Möbel auf der sozialen Leiter aufgestiegen ist, statt abzusteigen.

Mrz 24

Das Chesterfield Sofa – Die Ikone des englischen Möbeldesigns

Die Legende sagt, daß das Chesterfield Sofa ursprünglich vom vierten Earl of Chesterfield, Philip Dormer Stanhope (1694 bis 1773), in Auftrag gegeben wurde und aus diesem Grund nach ihm benannt wurde. Der weltmännische Stanhope war für seine Fähigkeiten als Politiker und Schreiber bekannt, darüber hinaus aber auch als Trendsetter seiner Zeit. Als er einem Möbelbauer den Auftrag zur Konstruktion eines Sitzmöbels gab, in welchem Gentlemen aufrecht und komfortabel Platz nehmen konnten, entstand das Chesterfield Sofa mit seiner charakteristisch tief geknöpften Polsterung in Rautenform, gerollten Armlehnen, gleich hohen Arm- und Rückenlehnen und mit Ziernägeln versehenen Front. Es gibt jedoch keinen Beweis für diesen adligen Ursprung.

Andere glauben, daß das Chesterfield Sofa nach der gleichnamigen Stadt in der englischen Grafschaft Derbyshire benannt wurde. Gemäß dem offiziellen Oxford English Dictionary wurde der Begriff Chesterfield um 1900 dazu verwendet, sich auf ein Sofa zu beziehen. Auch in Teilen Nordamerikas wurde der Ausdruck um die Jahrhundertwende dazu benutzt, ein beliebiges Sofa zu beschreiben. Manche Leute glauben, der Name Chesterfield sei ursprünglich aus der Art der Kapitonierung der Lederflächen, der Form des Sofarückens und der Höhe der Sitzfläche hergeleitet. Das Chesterfield Sofa hat somit eine ungewisse Historie.

Eine wichtige Entwicklung fand nach 1830 statt. Anfangs waren die Sofas mit Rosshaar und Wattierung gepolstert, jedoch nach Einführung von Sprungfedern um 1830 wurden Sitz und Rücken mit Spiralfedern aus Metall gefüllt. Um mehr Platz für die neuen Federn zu schaffen wurden die Sofas breiter und tiefer und entsprechend komfortabler.

Chesterfields beschwören Bilder herauf, auf denen formal gekleidete Gentlemen in dunklen holzvertäfelten Sälen zurückgezogen Brandy nippen und Zigarre rauchen. Die viktorianische Ära sah das Chesterfield als ein den Wohnraum dominierendes Möbel, in welchem Gentlemen verweilten während ihre Ehefrauen in Sesseln sitzend der Handarbeit nachgingen. Seit dem 19. Jahrhundert wurde es auch mit der Freudschen Psychoanalyse in Verbindung gebracht, da Sigmund Freud ein solches Sofa für Hypnosesitzungen mit seinen Patienten benutzte.

Bringt man das Chesterfield Sofa heutzutage insbesondere mit einem Bezug aus Leder in Verbindung, so wurden bereits im 18. Und 19. Jahrhundert Bezüge aus Stoff verwendet, insbesondere prachvoller Samt und gemusterte Stoffe. Das Chesterfield war eines der ersten voll gepolsterten Sofas ohne Sichtholz.

Die ganze Zeit hindurch haben Chesterfield Sofas in aller Welt Paläste des Adels, Gentlemen Clubs, vornehme Hotels, Büroräume prominenter Geschäftsleute und luxuriöse Privaträume verziert. Heutzutage ist das Chesterfield ein Synonym für Klasse und Eleganz in Interieurs auf der ganzen Welt, in jedem Dekorations- und Architekturstil. Unabhängig von dem was es für viele repräsentiert, das Chesterfield verkörpert ein Sofa mit der perfekten Mischung aus Niveau und Komfort.

Waren Chesterfields einst Statussymbole der Elite, so sind sie heutzutage nachgefragte Möbel für Geschäfts- und Privaträume und überall zu finden. Der Gewinn an Popularität ist zweifelsohne auf die elegante und klassische Form zurückzuführen. Ungeachtet der Geschichte, Chesterfield Sofas bleiben der Inbegriff von Luxus, Stil und Klasse. Nirgendwo sonst findet man ein derart zeitloses und anerkanntes Beispiel in der Geschichte der Möbelkultur.